Dornröschen: ruhrnachrichten.de 28.05.2012
Ballett in Hagen: Tschaikowskys Dornröschen tanzt mit Humor und in Gefangenschaft
28.05.2012 | 15:05 Uhr
Mit Mut und Kreativität hat der Hagener Ballettchefs Ricardo Fernando das wohl beliebteste romantische Handlungsballet auf die Bühne gebracht. Mit Selbstbewusstsein aber auch erkennbarem Respekt vor dem Original hat er Tschaikowsky Dornröschen bearbeitet. Das Ergebnis, in seiner als "reloaded" bezeichneten Fassung, hatte am Pfingstsamstag seine umjubelte Premiere.
Von Karsten Mark
Fernando hat das Märchen keineswegs entzaubert, kein aktuelles Problemstück daraus macht. Im Gegenteil: Ausstatter Dorin Gal durfte sich mit dem Entwurf einer farbenprächtigen Märchenwelt austoben.
Allerdings hatten Fernando als Choreograph und Dramaturgin Maria Hilchenbach eine andere Vorstellung von der Geschichte als im mehr als 120 Jahre alten Original. Zentrale Elemente wie die Feen und der 100-jährige Schlaf mussten weichen.
Das klingt extrem, ist es aber nicht. Ersetzt werden sie durch modernere Konzepte und Humor. So wird die "Fliederfee" zur fürsorglichen "Patin" und statt in tiefen Schlaf zu versinken, kommt Prinzessin Aurora als Gefangene ins Haus der bösen Carabosse. Denn ihr Märchenprinz ist der Sohn der bösen Königin.
Fernando geht beim Tanz einen ähnlichen Weg. Das romantische Original bleibt präsent, auch der Spitzentanz kommt noch vor, allerdings zurückgenommen und mit modernen Elementen vermischt. Bei den vielen Pas-de-deux dominieren Hebefiguren. Die Bewegungssprache ist unmittelbar verständlich und eingängig.
Veränderte Akte
Um seine eigene Geschichte zu erzählen, hat er sogar die Aufteilung der Akte verändert. Der dritte Hochzeitsakt wird zum Epilog.
Dafür bekommt der "Blaue Vogel" eine neue Bedeutung als Freiheitssymbol.
Unangetastet bleibt Tschaikowskys Musik in der Originalversion. Sie erklingt sehr lebendig und in starke Farben getaucht von den Hagener Philharmonikern unter Steffen Müller-Gabriel.